Geistermahl auf Altberneck
(Wallenrode)
Trunkener
Zecher Sang, da ungehöret,
tritt ein dienend Mägdlein
schüchtern ein,
Spricht:"Der Magt vergebet, wenn sie
störet,
Herr, getrunken ist der letzte Wein!"
"Geh
hinauf ins Schloß zu Wallenroden"
Heischt der Hausherr
höhnend drauf zur Magd.
"Flink, dort oben zechen nur die
Toten,
Ford`re Wein von ihnen unverzagt!
Spute dich, es
dürsten meine Gäste."
Und gehorsam, wenn auch
furchterfüllt,
sucht sie auf des alten Schlosses Reste,
Von
der Mitt`nacht Dunkel tief umhüllt.
Siehe, rings im
schuttbedeckten Saale,
Wie`s dem armen Mägdlein bangt und
graust!
Sind geschart die Ritter stumm zum Mahle,
Die in grauen
Zeiten hier gehaust.
Langsam aber steht von seinem Sitze
Einer
von den düstren Männern auf,
seine Augen glühn wie
fahle Blitze,
wenn ein dräuend Wetter steigt herauf.
Und
fragt mit hohlem, dumpfen Laute
Herrisch nach der jungen Magd
Begehr,
die, so sehr ihr von dem Geist auch graute,
schlicht
ihm kündet, was sie führt hierher.
Und der ernste
Ritter blicket schweigend,
auf die leichenblasse Dienerin,
dann,
den vollen Krug zurück ihr reichend,
spricht er: "Töricht
Kind, dir sei verziehn!
Deine Schuld, sie ruth auf dem
Gebieter,
dem zu folgen, dir gebeut die Pflicht,
eil von
hinnen, nie doch komme wieder,
willst du unsrer Gnade spotten
nicht!"
Und den Wein, gegeben von den Toten,
reicht
sie nun daheim den Zechen dar:
"Herr, getan hab ich, was ihr
geboten,
schaurig ist`s, oh, bei der Geisterschar!"
Doch
die Trunkenen lachen solcher Kunde,
alle fordern von dem seltnen
Wein,
eilig kreist der Krug von Mund zu Munde,
jeder schlürft
die Labung gierig ein.
Aber horch, wie doch die Wälder
brausen!
Stürme nahen sich in wilder Wut,
und die Gäste
lauschen auf voll Grausen,
durch Gewölke flammet grelle
Glut.
Ihre Heimstatt suchen sie mit Zagen,
aber, als
erglüht das Morgenrot,
für den Hausherrn gab`s kein
neues Tagen;
Auf dem Lager fanden sie in
tot.
(J.V.W.Seybold)
Diese Geschichte soll sich
auf der Ruine Hohenberneck (Bad
Berneck/Lkr.Bayreuth) wirklich
zugetragen haben.
Laut einer Überlieferung soll der spottende
Hausherr ein Pfarrer gewesen
sein.
Info zur Ruine: Die
Burg wird um 1168 das erste Mal erwähnt. Sie wurde an
der
Stelle einer bestehenden Ruine errichtet.
Seit Mitte des 18.
Jahrhunderts verfällt die Burg.